Der Jülich-Klevische Erbfolgestreit ist nur vor dem Hintergrund der konfessionellen Auseinandersetzungen der Zeit zu verstehen. Schon beim "Kölnischen Krieg" (1583-1585) spielte die Frage eine entscheidende Rolle, ob eines der geistliche Kurfürstentümer am Schnittpunkt der wichtigsten Handelswege protestantisch werden sollte. Im ganzen Reich entstand im 16. Und 17. Jahrhundert eine brisante Lage durch die rivalisierenden Konfessionsparteien. Auch wenn es zu Anfang des 17. Jahrhunderts im westlichen Europa etwas ruhiger zuging - Holland und Spanien versuchten miteinander auszukommen, Frankreich erholte sich gerade von den Religionskriegen -, so brodelte es doch unter der Oberfläche.

Herzog Wilhelm der Reiche von Kleve-Berg (1516-1592) litt seit einem Schlaganfall 1566 an Geistesschwäche, sein erster Sohn starb 1575, so daß sein zweiter Sohn, Johann Wilhelm I. (1562-1609), 1592 seine Nachfolge antreten mußte. Dem Wunsch Kaiser Rudolfs II., des spanischen Königs Philipp II. und des Papstes entsprechend, heiratete Johann Wilhelm 1585 die katholische Markgräfin Jakobe von Baden in Düsseldorf. Hatte man auf katholischer Seite die Hoffnung gehegt, die rheinischen Herzogtümer ohne weitere Konflikte halten zu können, so zerschlugen sich diese. Der alte Herzog verweigerte Johann Wilhelm die Mitregentschaft. Dieser verfiel seit 1589 immer mehr dem Verfolgungswahn. Seine Ehe mit Jakobe und auch seine zweite Ehe blieben kinderlos. Mit dem Tode Johann Wilhelms 1609 traten die Auseinandersetzungen um das Erbe in das Rampenlicht der internationalen Politik.
 
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