Zwingende Gründe
für eine Stadterweiterung dieses Ausmaßes gab es nicht, lediglich
das Bestreben Johann Wilhelms, seiner Residenzstadt einen seiner Sebstdarstellung
dienenden Charakter zu geben, mag Grund gewesen sein. Der Beschluß
des Kurfürsten, die Stadt zu "extendieren und in einem besonderen
flur" zu bringen, war gefaßt. 1688 wurde der Befehl erlassen,
die Stadt umgehend um 100 Morgen zu erweitern. So erwarb Johann Wilhelm
in den Jahren 1692 bis 1698 für 80000 Reichstaler Land für eine
"Extension" im Süden der Stadt, die den Umfang des Befestigungsrings
mehr als verdreifachen sollte. Architekt dieser Erweiterung war Michael
Cagnon, der seit 1680 im Dienste des Kurfürsten stand. Seine Planung
sah eine großräumige Stadterweiterung bis etwa zur heutigen Gladbacher
Straße im Süden und über die Königsallee im Osten hinaus
vor. Die Neustadt sollte an das Straßennetz der alten Stadt angebunden
werden. Um nun die Bürger zu motivieren, die Neustadt zu besiedeln,
verbreitete Johann Wilhelm am 13. Juni 1699 ein Patent, welches den Ansiedlern
u.a. unentgeltliche Bauplätze, Zollfreiheit und dreißigjährige
Steuerbefreiung versprach. Doch der erhoffte Zustrom blieb aus. 1709 versuchte
der Kurfürst erneut, die Besiedlung der Neustadt zu forcieren. Ein
neues Freiheitspatent besagte, daß er den Entschluß gefaßt
habe, in der Neustadt ein neues Schloß zu bauen. Doch kam es nie zu
solch einem Schloßbau. 1710 wurde mit der Errichtung der Umfassungsmauer begonnen. Doch trotz aller Bemühungen ging die Besiedlung der Neustadt nur schleppend voran. Beim Tode Johann Wilhelms standen auf der Neußer Straße, der Hauptstraße der Neustadt, lediglich 36-38 Häuser. Anstelle des geplanten Schlosses wurden das Hubertusstift, die Kaserne und das Proviantamt errichtet. Die Neustadt war erst Mitte des 19. Jahrhunderts in dem Maße besiedelt, wie es Johann Wilhelm vorgeschwebt hatte. |
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